Nahtoderfahrung einer Biene

Wallerie wurde Zeugin, wie Menschen versuchten, eine Biene und eine Hummel, die tot auf ihrem Rücken lagen, mit Hilfe eines Frequenzstabes wiederzubeleben. Es dauerte ein paar Minuten und tatsächlich, beide konnten sich wieder bewegen und flogen davon. Weit kamen sie nicht, denn Wallerie sah, wie sie völlig mitgenommen auf einer Blüte Rast machten und scheinbar über das eben erlebte nachdachten. Die Biene stellte mehr an sich selbst, als an die Hummel Fragen, die Wallerie, als sie vorbeiflog mitbekam und die sie sehr zum Nachdenken angeregt haben.

Die Biene erzählte der Hummel was sie empfand: „Ich kann mich noch erinnern, wie meine Energie nachgelassen hat, ich spürte, wie meine Flügel zur Ruhe kamen, meine Beine still wurden und ein Gefühl der Erleichterung sich in mir ausgebreitet hat. Ich war bereit. Bereit, zurückzukehren zur Erde, aus der ich kam. Bereit, meinen Platz im Kreislauf des Lebens freizugeben. Ich blickte zurück auf ein erfülltes Bienenleben und plötzlich spürte ich eine unnatürliche Energie oder Macht, die über meinen Körper bestimmte und mich zwang, weiterzuleben.“ Die Hummel nickte zustimmend mit ihrem Köpfchen und sagte, dass sie es genauso empfand.

„Ich bin eine Biene. Mein Leben ist kurz, aber erfüllt. Ich tanze für meine Schwestern, sammle Nektar für meinen Stock, diene meiner Königin. Ist es nicht mein Recht, in Frieden zu gehen, wenn meine Zeit gekommen ist?“ Du, liebe Hummel warst schon länger still neben mir gelegen, zucktes ebenfalls und deine dicken, pelzigen Beine bewegten sich krampfhaft. Du bist eine von uns, eine Bestäuberin, eine Sammlerin. Auch du solltest deinen Frieden haben. Die Hummel nickte zustimmend.

„Ich verstehe die Menschen nicht. Sie wollen uns retten, uns zurückbringen. Aber warum? Ist es ihre Angst vor dem Tod, die sie antreibt? Oder ist es die Sorge um ihre eigenen Felder, ihre eigenen Früchte?“

„Wir Bienen und Hummeln sind Teil eines großen Ganzen. Wir dienen, wir geben, wir nehmen. Aber wir haben auch das Recht, loszulassen, wenn unser Lebensfaden reißt.“ Sie sahen sich lange an und während die Biene zum Abschluss sagte: „Lasst uns gehen, Menschen. Lasst uns in Frieden ruhen. Wir haben unsere Pflicht getan“, fielen beide auf den Boden und Wallerie sah, wie Ruhe und Frieden sie umgab.

Wallerie zutiefst empört über das Finanzamt

Völlig außer sich vor Aufregung kommt Wallerie von ihrer Sammeltour zurück in ihren Stock und lässt ihrer Wut freien Lauf. Denn das, was sie zufällig, als sie am offenen Fenster im Finanzamt vorbeigeflogen ist gehört hat, verschlug ihr den Atem. Da sprachen zwei Menschen über ein Gesetz, dass die Steuererhebung vereinheitlichen soll und für reibungslosen Zahlungsverkehr sorgen soll, indem es Buchführungsabläufe automatisiert, wie die Dokumentation von Steuereingängen oder das Versenden von Mahnungen. Das Gesetz heißt „Biene“.

Ich bin immer noch ganz außer mir vor Aufregung! Stellt Euch vor, ich komme nichtsahnend bei meiner Sammeltour am Finanzamt vorbei und was muss ich da hören? Da haben diese Menschen, diese zweibeinigen, unbefiederten Wesen, tatsächlich etwas gewagt, was mich zutiefst in meiner Bienenwürde verletzt.

Sie haben ein "Bundeseinheitliches integriertes evolutionär neu entwickeltes Erhebungsverfahren" ins Leben gerufen. Sie nennen es "Biene"! "Biene"! Ich fasse es nicht. Seit wann sind wir Bienen denn eine Erhebung? Das ist ja fast so, als würde man uns als bloße Zahlen, als statistische Größe reduzieren.

Und was soll dieses "Bundeseinheitlich integriert evolutionär neu entwickelt" bedeuten? Ich verstehe ja, dass diese Menschen alles Mögliche erfassen und messen wollen. Aber warum müssen sie uns Bienen dafür missbrauchen? Haben sie denn keine Fantasie? Fallen ihnen keine anderen Namen ein?

Ich werde mich bei der Königin beschweren. So geht das nicht! Wir Bienen müssen uns wehren. Wir sind nicht nur eine "Erhebung", wir sind Lebewesen mit Herz und Flügeln. Und wir haben einen Namen, der uns gebührt: Biene!

Wallerie ist wütend auf zwei Frauen, die nur den Kalorienwert von Zucker und Honig vergleichen

Auf der Suche nach Nektar flog Wallerie in eine Parkanlage mit Bänken und einem Spielplatz für Kinder. Auf einer Bank saßen zwei Frauen, die sich angeregt unterhielten. Wallerie stoppte ihren Flug, als sie die Wörter Honig und Zucker aufgeschnappt hat. Sie traute ihren Ohren nicht und war sehr empört über das Gesagte.

Ich bin eine Biene, ein kleines, fleißiges Wesen, das Tag für Tag unermüdlich arbeitet. Ich fliege von Blüte zu Blüte, sammle Nektar und Pollen und trage diese kostbare Fracht in meinen Bienenstock. Dort verwandeln wir diesen Nektar in etwas ganz Besonderes: Honig. Ein goldgelbes Wunder, das nicht nur süß schmeckt, sondern auch eine Vielzahl an wertvollen Inhaltsstoffen enthält.

Und was passiert? Menschen vergleichen unser Werk mit Zucker! Mit diesen einfachen, weißen Kristallen, die in Massen produziert werden und kaum einen Nährwert besitzen. Das ist, als würde man einen Meisterkoch mit einem Mikrowellenmenü vergleichen!

Honig ist das Ergebnis eines komplexen Prozesses, an dem Tausende von Bienen beteiligt sind. Wir bauen Waben, lagern den Nektar ein und verdunsten das überschüssige Wasser. Dabei entstehen Enzyme, die den Honig haltbar machen und ihm seinen einzigartigen Geschmack verleihen. Honig ist ein Naturprodukt, das von den Bienen mit viel Liebe und Sorgfalt hergestellt wird.

Jedes Glas Honig ist ein kleines Stück Natur. Die Farbe, der Geschmack und der Duft variieren je nach Blüten, von denen der Nektar stammt. Es gibt honigsüßen Blütenhonig, würzigen Waldhonig und sogar cremigen Honig. Jeder Honig ist einzigartig und trägt die Handschrift der Natur.

Zucker hingegen ist ein industriell hergestelltes Produkt, das seinen natürlichen Ursprung längst verloren hat. Er besteht hauptsächlich aus leeren Kalorien und bietet unserem Körper kaum Nährstoffe. Im Gegensatz dazu ist Honig reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien. Er stärkt das Immunsystem, wirkt beruhigend und kann sogar bei der Wundheilung helfen.

Ich möchte, dass die Menschen respektvoll mit dem Honig umgehen und ihn wieder als das schätzen, was er ist: ein wertvolles Naturprodukt mit einer langen Tradition. Also hört auf, uns als Süßungsmittel zu reduzieren und abzuwerten. das ist eine Beleidigung für alle Bienen und Imker dieser Welt!

Wallerie und die unglückliche Wespe

Da Wespen sich an Gesichter und den Geruch ihrer Artgenossen erinnern können, ist es nicht verwunderlich, dass Wallerie eines Tages von einer Wespe angesprochen wurde. Auch Wallerie spürte, dass sie beobachtet wurde und war neugierig, was die Wespe von ihr wollte.

„Ich beobachte dich schon lange und, da du scheinbar nicht so viel arbeitest wie die anderen Bienen, vermute ich, dass du einen freien Kopf für Fragen hast. Bekommt ihr Bienen eigentlich mit, was so alles auf der Welt los ist oder steckt ihr nur eure Köpfe in angenehme Dinge, damit ihr nicht seht, wie viel da falsch läuft?“

Wallerie ließ sich von dem provokativen Unterton anstecken und stichelte ebenfalls zurück. „Lieber die Köpfe in Blüten stecken, als Menschen beim Essen belästigen und dann auch noch stechen, wenn diese sich wehren.“ Die Wespe besänftigte Wallerie und bat sie, sich im Namen der Wespen erklären zu dürfen. „Dieses Jahr haben wir durch unsere Störmanöver versucht, die Menschen daran zu hindern, ungesunde Nahrungsmittel zu sich zu nehmen. Du glaubst gar nicht welche Mengen an Fett und Zucker und andere ungesunde Produkte die Menschen zu sich nehmen. Selbst uns ging es teilweise richtig schlecht und viele meiner Artgenossen starben viel zu schnell an diesen Giften. Wir finden das so schrecklich und sind sehr traurig darüber. Früher haben die Menschen uns noch verstanden, wir konnten mit ihnen kommunizieren und sie haben gewusst, wann wir sie vor etwas warnen wollen, doch heutzutage werden nur Gegenmaßnahmen zur Abwehr von Wespen getroffen.“ Wallerie strich tröstend mit ihren Flügeln über den Kopf der Wespe und verabschiedete sich mit den Worten: „Ich komme wieder und vielleicht hat unsere Queeny eine Idee“.

Hummeln versus elektrische Zahnbürste

Wallerie beobachtete eine Hummel beim Fliegen und amüsierte sich über ihr kuscheliges bärenfellartiges Aussehen. Als sich die Beiden neugierig annäherten und betrachteten, grüßte die Obsthummel sie sehr freundlich und sie kamen sofort ins Gespräch. Beim Austausch von Erfahrungen und dem Vergleichen ihrer Lebensweise, kamen sie auch auf das Thema Ausbeutung und künstliches Züchten zu sprechen, denn die Hummeln haben zwischenzeitlich das gleiche Schicksal wie die Bienen.

Ein belgischer Veterinär namens Roland De Jonghe hat nämlich entdeckt, dass Hummeln unschlagbar darin sind, Tomatenpflanzen in Gewächshäusern zu befruchten. Sie wurden nämlich bisher in langwieriger, zeitaufwändiger und kostspieliger Art durch Bestäuben mit der elektrischen Zahnbürste oder einem vibrierenden Stäbchen durch Menschenhand bearbeitet. Außerdem stellte sich heraus, dass die von Hummeln bestäubten Tomaten größer und schmackhafter werden, als die handbestäubten. Also, müssen deshalb die Hummeln künstlich gezüchtet und als Massenprodukt verkauft werden, um mehr Profit zu generieren?

Viele Wege führen nach Rom, auch der von Wallerie

Manchmal sehnt sich Wallerie in die Zeit zurück, in der sie in der Hochlandebene in Ostafrika lebte. Sie war frei, gehörte keinem Staat an und wenn ihr jemand zu nahe kam, setzte sie ihren Stachel. Wie gut, dass Kasimir und Ambrosius ihr zur Seite stehen, wenn ihr alles zu geordnet abläuft.

Den Titel „Killerbiene“ bekam ich von einem Bienenforscher namens Warwick Kerr, der durch seine Forschung zur Hybridisierung der afrikanischen Biene und der italienischen Biene bekannt wurde. Leider war ich eine von denen, die trotz der vielen Kreuzungen mit wesensfreundlicheren Bienen, immer noch ein gehöriges Potential an Durchsetzungsvermögen geblieben ist. Ich war unerwünscht und für weitere Kreuzungen nicht mehr zu gebrauchen. Deshalb steckte man mich kurzerhand in die Imkerei am Petersdom in Rom. Die dortigen Imker waren für ihre besondere Güte und Geduld bekannt und für ihre Klugheit geschätzt. Ich brauchte trotz allem viel Zeit, um mich an die strengen Regeln zu gewöhnen.

Bei einem meiner Erkundungsflüge, ich war als Späherin eingesetzt, lenkten zwei Bienen meine Aufmerksamkeit auf sich, die so sehr in ihrer Diskussion vertieft waren, dass sie mich nicht bemerkten. Ich lauschte ihren Worten und konnte hören, dass sie über die Gemeinschaft und weisheitsvolle Zusammenarbeit im Bienenstock sprechen und, dass die Menschheit aufhören soll, uns Bienen nur als Honiglieferanten zu betrachten. Ich nahm mir vor, die beiden bei nächster Gelegenheit darauf anzusprechen, denn auch ich sehe uns als Protagnisten für das Universelle Gesetz: „Wie im Großen – so im Kleinen, wie im Kleinen – so im Großen“.